Es wird höchste Zeit, mit den Mythen über den angeblichen Fehler im Zinssystem aufzuräumen.
Es ist schon erstaunlich, wie wenig gesichertes Wissen es in unserem modernen Kreditgeldkapitalismus gerade zu diesem Thema gibt. Das zeigen leider auch viele Beiträge in diesem Blog.
Die einen argumentieren eher moralisch mit der Ungerechtigkeit eines arbeitsfreien Zinseinkommens (hierzu zählt auch die possierliche Geschichte über Fabian der Goldschmied), die anderen eher analytisch mit der Unmöglichkeit eines exponentiellen Zinseszinssystems (Stichwort Josephspfennig, der seinen Namen nur zufällig mit Mister 25 % aka Josef Ackermann teilt) und eine weitere Gruppe ist auf der Suche nach den Zinsen als fehlende Nachfrage bei kreislauftheoretischen Betrachtungen.
Dabei ist die Chose eigentlich ziemlich einfach, wenn man sich mal vor Augen führt, welche Hauptfunktionen der Zins in einem Kreditgeldsystem hat. Hier die Kurzfassung für Eilige:
1. Deckung der Kosten der Bank für ihre Dienstleistung (wird also wieder zu Nachfrage).
2. Aufschlag hierauf für eine potentielle Insolvenz des Kreditnehmers (führt zu Elimination von Forderungen und Verbindlichkeiten und löst sich somit quasi in Luft auf).
3. Kompensation für den Konsumverzicht der Sparer (hier gibt es eigentlich nichts zu kompensieren).
Punkt 3. spielt nur in der Robinsonade eine Rolle, aber nicht in gesättigten Märkten in Verbindung mit einem modernen Kreditgeldsystem, bei dem Spareinlagen für Investitionen eigentlich ohne Bedeutung sind. Konsumverzicht wäre für manch adipösen Erdenbürger sogar gesundheitlich förderlich und asketischen Verzicht müssen die Großsparer in dieser Republik ja wohl eher nicht üben. Daher ist der risikofreie Sparzins für Konsum- und/oder Investitionsverweigerer (vulgo Geldparker) endlich dort, wo er auch hingehört. Dass es hierzu erst einer Krise bedurfte, ist eine andere Geschichte.
Wen die längere Version interessiert, kann hier nachlesen: zinsfehler wordpress com